N° 6 Offen

Ein gelungener Abend

Im November vergangenen Jahres flatterte einigen Studienanfängern
in München die Einladung zu einer Informationsveranstaltung ins Haus.
Nach einer Reihe von Kurzvorträgen von Mitgliedern der gastgebenden
studentischen Verbindung Corps Arminia entwickelten sich lebhafte
Diskussionen.

Die gut besuchte Veranstaltung fand in den gepflegten Gesellschaftsräumen
des Corpshauses in der Schönfeldstraße in München statt. Die Moderation
wurde von Dr. phil. Hermann Sand, Diplom-Psychologe und Inhaber
eines in ganz Süddeutschland operierenden Marktforschungsinstituts
übernommen.

Ein reichhaltiges Programm

Dr. Sand führte zunächst die Vortragenden ein: vor kurzem
in das Berufsleben übergetretene Absolventen der Münchener Hochschulen.
Die Tatsache, daß mehrere – insbesondere auch jüngere – Vortragende
frei, von ihrem Stuhl aus gesprochen haben, hat einen sehr guten
Eindruck hinterlassen.

Rechtsanwalt Stephan Wiedorfer eröffnete den Reigen der
Kurzvorträge mit seinem Beitrag zum Thema: "Studieren an der
Ludwigs-Maximilians-Universität"; Dipl.-Ing. Christian Freese,
der im Rahmen seines Maschinenbaustudiums seine Diplomarbeit an
der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble, Frankreich
angefertigt hatte, referierte über "Studieren an der Technischen
Universität". Über das Studium an einer der Fachhoch-schulen
sprach Dr. jur. Ludwig Ernst, Richter am Amtsgericht. Für Studienanfänger
waren die von Patentanwalt Dipl.-Ing. Martin Schweiger ausgearbeiteten
praktischen Empfehlungen zur strategischen Studienplanung besonders
wichtig und interessant. Ein weiterer Beitrag schilderte die Entstehung
und die Geschichte der studentischen Verbindungen; Vortragender
war Hauptschullehrer Gerhard Wonner. Zum Thema: "Verbindungen
in München", meldete sich schließlich Dr. Ernst noch einmal
zu Wort. Dr. Sand hatte keine Mühe, die Teilnehmer im Anschluß an
die Vorträge zu einem Frage- und Antwortspiel zu animieren, und
es entspann sich eine lebhafte Diskussion. – Die Veranstaltung klang
aus mit einer kurzen Ansprache des Bundesbahn – Direktionspräsidenten
a.D. Dipl.-Ing. Fritz Birkel.

"Hier stehe ich …"

Birkel schilderte zunächst seine persönlichen Gründe, die
ihn vor 70 Jahren bewegten, im Corps Arminia aktiv zu werden: Ausschlaggebend
war die beispielhafte Haltung und das Auftreten, das einige ihm
bekannte Corpsstudenten an den Tag legten. "Und dann spielte
etwas mit, was vor mehreren Jahren der damalige Rektor der Universität
München, Professor Lobkowitz sagte, als er bei Corps Arminia zu
Gast war. Die Verbindungen, so hat er in einer kurzen Rede erklärt,
seien wichtig für die Studenten, da sie ihnen neben den Massenhochschulen
eine Heimstätte und einen persönlichen Kreis bieten." Als freiheitsliebender
Mensch, sagte Birkel, habe er es gut gefunden, daß die Corps Toleranz
in politischer, religiöser und wissenschaftlicher Hinsicht als wichtiges
Prinzip ansehen. Burschenschaften, die sich politisch engagierten,
und konfessionell orientierte Verbindungen seien damit für ihn ausgeschieden.
Das gemeinsame Erleben im Corps, das gemeinsame Streben und Einstehen
füreinander lassen Freundschaften entstehen, die ein Leben lang
halten. Wie man im Corps ein Stück Heimat findet, das habe er deutlich
gespürt, als er nach vierjähriger russischer Gefangenschaft zum
ersten Male wieder auf das Corpshaus kam und die alten Freunde traf.
Er habe gesehen: hier herrschte noch ein Geist der Wahrhaftigkeit
und der Zuverlässigkeit, eine aufrechte Gesinnung. Dieses Wiedersehen
sei für ihn ein großes Erlebnis gewesen. Daß er in den folgenden
Jahren durch mancherlei Einsatz seinem Corps nützen konnte, habe
er als Abtragen einer Dankesschuld gesehen.

Birkel schloß mit dem Bekenntnis: "70 Jahre lang bin
ich also jetzt Arminianer und ich sehe das als ein Glück an."

Beim Abschied waren sich Gäste und Gastgeber einig:
ein gelungener Abend, ein Gewinn für alle.

»K. Ibel

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