Das Corps Arminia
Jeder Mensch ist auf soziale Normen angewiesen. Woher kann, woher soll er sie nehmen?
Solange er noch unmündig war, richtete er sich natürlich nach seinen Eltern und als Schüler nach seinen Lehrern. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit drängen sich andere Autoritäten auf, zum Beispiel die Kommentatoren Massenmedien und die Fachleute der Werbewirtschaft. Die Repräsentanten von Organisationen und Institutionen registrieren jedes von der Norm abweichende Verhalten der sich ihnen anvertrauenden Individuen und versuchen sie zu kontrollieren und zu beeinflussen.
Doch es gibt besseres als sich der Propaganda zu unterwerfen und auf eigene freie Entscheidungen zu verzichten. Es gibt die Neugier auf das Andere und die Suche nach dem Anderen, die am besten im sozialen Mesokosmos, in der kleinen Gruppe, in differenzierten und wohlgeordneten sozialen Systemen befriedigt wird. Hier lernt es der mündige Mensch die Normen und Werte seiner Mitmenschen zu berücksichtigen und zu achten. Hier eröffnen sich neue Horizonte, hier gewinnt er Freiheit für seine Entscheidungen; und diese Freiheit ist ihm ein Geschenk des Himmels.
Aktiv sein
Die Pflichten eines Arminianers, Einsatzfreude, Pflichtbewußtsein, und Verzichtbereitschaft
… machen es möglich, daß wir miteinander und füreinander zusammenkommen können. Das bedeutet für den Einzelnen: Individuelle und gemeinsame Unternehmungen ausdenken, sorgfältig vorbereiten, selbstsicher durchführen, ohne in aufdringliche G’schaftlhuberei zu verfallen; seine Ziele unbeirrt verfolgen, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Sichtweisen seiner Mitmenschen; dem Zwang der Gesellschaft zur sofortigen Befriedigung unsinniger Konsumwünsche eine Abfuhr erteilen, ohne in Askese zu verfallen.
Wir meinen:
Es ist höchste Zeit, die alten gemeinschaftsfördernden Tugenden wiederzuentdecken, sie vom Staub zu befreien und aufzupolieren, ihre Zweckmäßigkeit zu überprüfen, ihre Grenzen zu diskutieren. Natürlich hat auch die Aufopferung für die Gemeinschaft, unsere Belastung mit Edelmut, Güte und Hilfsbereitschaft ihre Grenzen. Diese Grenzen zu beachten, sich trotzdem maßvoll großzügig und hilfsbereit zu zeigen, das trifft unsere Natur besser als der erhobene Zeigefinger der Moralisten, die die Moral verraten, indem sie auf Biegen und Brechen edle und tugendhafte Menschen aus uns machen wollen.
Gemeinschaftsförderndes Verhalten
Wo sonst als in dem kleinen Kreis der gleichzeitig aktiven Corpsbrüder läßt es sich kultivieren, wo findet man ein vielfältigeres, lebendigeres Solidarbiotop als im aktiven Corps? Hier wird durch das Vorbild des Gleichaltrigen gezeigt, wie die Kunst gemeinschaftlichen Handelns eingeübt werden kann; hier wird man daran erinnert, daß genügend an Einsatz, Pflichterfüllung und Verzicht übrig bleiben muß, um in die eigene Zukunft, in das Studium und in den Beruf investiert zu werden; hier wird verhindert, daß zuviel Kraft zur Kompensation eigenen Minderwerts verschwendet wird; hier lernt man, daß zuerst ein gesundes Selbstvertrauen entstanden sein muß, bevor man selbstlos werden kann.
Corps Arminia
Auf gesellschaftlichen Veranstaltungen, im Convent und auf der Mensur wird das Selbstvertrauen des Einzelnen gestärkt, werden die gemeinschaftsfördernden Verhaltensweisen eingeübt, die zum Erhalt einer kleinen, festgefügten Gemeinschaft beitragen.